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Bauchtanz – Orientalische Tanzkultur


 Aladdina Foto: Daniela Incoronato

Betrachtungen zur Begrifflichkeit

Der Begriff "Bauchtanz" existiert im arabischen Wortschatz nicht. Dort wird diese Tanzform, deren Geheimnis die gekonnte Kombination isoliert voneinander bewegter Körperteile im Zusammenspiel mit der Ausdruckskraft der Tänzerin und der Musik ist, als "Raqs Sharqi" bezeichnet, was übersetzt "östlicher" oder "orientalischer Tanz" bedeutet. Die im allgemeinen Sprachgebrauch übliche Bezeichnung "Bauchtanz", eine Namengebung französischer Kolonialisten ("Dance Du Ventre"), wird leider oft mit Animiertanz oder auch dilettantischem "bauchfreiem Gehüpfe" gleichgesetzt und selten als künstlerisch-kulturelle Unterhaltung gesehen. Dazu kommt, dass dieses Vorurteil von einigen Stümpern eifrig genährt wird.

Im Tanzstudio Aladdina wird orientalische Tanzkultur auf höchstem Niveau unterrichtet. Da für Aladdina die Beherrschung dieser ganzkörperlichen Kunstform entscheidend ist und nicht die Begrifflichkeit im Vordergrund steht, ist der im allgemeinen Sprachgebrauch übliche Begriff "Bauchtanz" auf dieser Homepage ebenso zu finden wie "Orientalischer Tanz". Um jedoch Verwechslungen vorzubeugen, verwendet das Tanzstudio Aladdina oft den Begriff "Orientalischer Showtanz", denn der Vielschichtigkeit dessen, was orientalische Tanzkultur ausmacht, wird der Begriff "Bauchtanz" keineswegs gerecht.

Orientalischer Showtanz umfasst alle Tänze orientalischer Tanzkultur mit aus dem Osten kommenden Wurzeln, so auch Folklore, arabisch-andalusische und persische Tänze, moderne Interpretationen sowie Fantasy-(z.B. pharaonischer Tanz) und Fusion-Tänze (z.B. Flamenco-Oriental) und neue Stile wie Tribal Style. Letztendlich entscheidet die Tänzerin selbst wie sie vom Publikum verstanden wird - und das zu erlernen und umzusetzen hat mit der Auswahl des Tanzstudios immer noch jede Tänzerin selbst in der Hand!

Orientalische Tanztechnik

Beim Bauchtanz wird keineswegs nur der Bauch bewegt. Vielmehr handelt es sich wie bei allen Tänzen der Welt um eine Tanztechnik für den ganzen Körper. Die augenfälligen Bewegungen des Beckens werden zwar oft unter Zuhilfenahme der oberen und/oder unteren Bauchmuskulatur ausgeführt kommen jedoch meist aus den Beinen. Eine der typischen Bewegungsformen hierfür ist der Shimmy des Beckens. Es scheint der Bauch und das Gesäß zu vibrieren, dabei kommt die Bewegung durch ein schnelles Beugen und strecken der Knie.

Fasziniert bei orientalischen Tanz ist vor allem die Isolationstechnik. Sämtliche Körperteile können isoliert voneinanderbewegt werden. So kann sich das Becken mit Hüftkicks rechts und links bewegen, während sich der Brustkorb kreist. Diese Beherrschung der einzelnen Körperpartien und ihr Zusammenspiel setzt eine sehr gute Tanztechnik voraus, die über Jahre erlernt werden muss.


 Aladdina Foto: Daniela Incoronato

 Aladdina

Zur Entwicklung des Bauchtanzes

Ursprünglich hatten akzentuierte Beckenbewegungen rituelle Bedeutung zu Ehren von Fruchtbarkeits- und Erdgöttinnen sowie als Geburtstanz. Der säkularisierte Tanz wurde später sowohl zum Volks- und Gesellschaftstanz als auch zur Unterhaltungskunst professioneller Tänzerinnen.

Viele Orientreisende aus dem 19. Jahrhundert berichten über orientalischen Tanz und beschreiben ihn aus einer Zeit heraus, in der in Europa bereits das Zeigen unbedeckter Arme nicht gesellschaftsfähig und die Zurschaustellung eines Bauchnabels undenkbar war. Unter diesen gesellschaftlichen Vorgaben sind die Reiseberichte oft recht unzureichende Quellen. Ähnlich verhält es sich mit Gemälden. Oft war hier die eigene lüsterne Fantasie Quell der dargestellten Szene.

In den 20 er Jahren des vergangenen Jahrhunderts in den Kabaretts und in den 30er und 40er Jahren mit der Filmindustrie entstand die Form des orientalischen Bühnentanzes. Die berühmten ägyptischen Tänzerinnen Samia Gamal und Tahia Karioka führten Elemente des klassischen Balletts und der lateinamerikanischen Tänze in den orientalischen Tanz ein.

Zu großen gesellschaftlichen Anlässen wird im Orient bis heute eine Berufstänzerin engagiert.

Bauchtanz im Abendland

In den 70er Jahren in den USA und in den 80er Jahren in Europa entdeckte auch das Abendland den orientalischen Tanz für sich. Eine eigene "Bauchtanzszene", die weitere Tanzstile einfließen ließ (siehe orientalische Tanzstile), entwickelte und entwickelt sich bis heute.

Im 21. Jahrhundert üben Frauen jeden Alters, Kinder und auch Männer diesen Tanz begeistert aus. Die Gründe dafür reichen von der Möglichkeit, ein lustvolles Hobby mit gesundheitlichen Vorteilen auszuüben, in eine glänzende und schimmernde Traumwelt einzutauchen, ohne Tanzpartner tanzen zu können, Stress oder gar Depressionen durch das kraftspendende Lebensgefühl des orientalischen Tanzes auszugleichen, bis hin zu ärztlichen Anraten bei Verspannungen und Beschwerden der Wirbelsäule, bei der Menstruation, den Wechseljahren oder der Psyche.

Die vielfältigen Einflüsse weltweit auf den orientalischen Tanz machen ihn zum einen zu einem Tanzgenre das unendlich viele Möglichkeiten bietet zum anderen "verwässern" sie den authentischen orientalischen Tanz. Eine Problematik die zwar oft diskutiert, aufgrund der Vielschichtigkeit der Variationen und der daraus resultierenden Beleibtheit des abendländischen Bauchtanzes aber ohne größere Beachtung bleibt.


 Aladdina

In den letzten Jahren gibt es sehr viele Tanz-Wettbewerbe rund um den orientalischen Tanz. Solche Wettbewerbe bedürfen für eine ernsthafte Wertung klaren Richtlinien darüber, welche Bewegungen erlaubt und wie diese exakt auszuführen sind. Die vielfältigen Einflüsse auf den orientalischen Tanz machen jedoch eine solche Bewertung geradezu unmöglich. Nicht einmal im über Jahrhunderte relativ gleich gebliebenen Ballett mit klaren Vorgaben für falsch und richtig gibt es keine Wettbewerbe. Nur der Turniertanz kennt solche Bewertungskriterien. Durch seine Bewertbarkeit ist der Turniertanz zum Sport geworden. Für Aladdina ist Tanz menschliche Emotion die mit Hilfe der Tanztechnik zum Ausdruck gebracht wird. Aladdina ist daher gegen Tanz-Wettbewerbe, denn Tanz ist für Aladdina Kunst und kein Sport..

Das Tanzkostüm


Foto: Tanzstudio Aladdina

Das typische Bauchtanzkostüm besteht aus einem Rock, einem breiten Hüftgürtel sowie einem BH. Es entstand in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts mit dem Aufkommen der Kabaretts in Kairo, Beirut und Algier. Gürtel und BH sind i.d.R. reich mit Pailetten und Glitzersteinen besetzt und zur Betonung der Bewegungen, vor allem des Vibrieren des Körpers (Shimmy) oft mit Perlfransen versehen. Je aufwendiger ein Kostüm bestickt ist (flächendeckend, große oder kleine Pailetten, Plastiksteine oder Strass, mit Zubehör oder ohne etc.) desto höher ist der Preis für das Kostüm.

Auch bei orientalischen Tanzkostümen gib es klare Modetrends. Ob weiter oder enger Rock, durchsichtiger oder alles verhüllender Stoff, viele oder wenige Perlfransen ist eine Frage des Zeitgeschmacks. In den letzten 100 Jahren unverändert ist aber die oben beschriebene Grundausstattung des Kostüms. Hinzu kommen oft Tanzschleier oder -Capes, Armstulpen oder andere verzierende Elemente für die Arme, den Hals, den Kopf von Stirnbändern bis zu Krönchen. Der Kreativität sind hier keine Grenzen gesetzt.

Neben dem klassischen orientalischen Tanzkostüm haben die Folkloretänze ihre eigenen für die Region für die sie stehen typischen Kostüme. Diese sind oft als durchgehende, meist weit geschnittene Kleider geschnitten und nicht oder für die Bühne etwas bestickt. Viele Folkloretänze werden auch von Männern getanzt die ihre eigene spezielle Kleidung tragen.

Andere Tanzstile wie beispielsweise Fantasy-Tänze bedürfen eines zu ihrem Inhalt passenden Kostüms ebenso wie Tribal-Style eine ganz eigene Kleidervorschrift hat.

Orientalische Tanzstile

Der orientalische Showtanz ist vor allem eine Bühnenkunst und greift daher die vielfältigen Formen des orientalischen Tanzes auf. Neben dem Solotanz einer einzelnen Bauchtänzerin umfasst er folgende Sparten:

Klassisch orientalischer Tanz

Klassisch orientalischer Tanz entwickelte sich aus Tänzen wie sie von ausgebildeten Tänzerinnen an adligen Höfen oder reichen Häusern gepflegt wurden. Der Tanz wird i.d.R. von einer Solotänzerin zu einem klassischen Musikstück (Orchestermusik oft von berühmten arabischen Komponisten wie Mohammed Abd El-Wahab) oder einer Tanzroutine vorgetragen. Eine Tanzroutine ist eine 20 bis 30 minütige Orchestermusik die verschieden typische Tanzrhythmen und Stile vereint. Höhepunkt einer Tanzroutine ist dabei meist ein Trommelsolo bei dem die Tänzerin ihr ganzes tanztechnisches Know-How zeigen kann.. Heute wird klassisch orientalischer Tanz oft auch in Formation getanzt.


 Aladdina

Unter Baladi versteht man hingegen orientalischen Tanz des Volkes. Mit dem Verfall einer Tanzkultur adliger Auftraggeber vermischten sich beide Tanzstile, so dass eine klare Trennung heute nicht mehr möglich ist, wenngleich beispielsweise der Kairoer Baladi mit seinen typischen Bewegungsmustern fast schon als eigenes Tanzgenre gelten kann. Beim Tanz einer gut ausgebildeten Bauchtänzerin ist der klassisch orientalische Tanz unverzichtbarer Bestandteil des Programms und wird oft durch Schleiertanz und andere Tanzgenres ergänzt.

Orientalische Folkloretänze

Orientalische Folkloretänze umfassen Tänze aus den Regionen der Maghreb- und der arabischen Staaten ebenso wie türkische Folklore. Einige der bekanntesten Folkloretänze sind:

Fantasy-Tänze

Fantasy-Tänze sind nach historischen Darstellungen oder Geschichten erdachte Tänze ohne reale Vorbilder. Dazu zählen zum Beispiel:

Historische Tänze

Bei historischen Tänzen handelt es sich um Tänze die anhand von geschichtlichen Belegen und heute noch erhaltenen Tänzen rekonstruiert wurden oder gar bis heute mehr oder weniger unverändert erhalten geblieben sind.

  • Persischer Tanz
  • Höfischer arabisch-andalusischer Tanz
  • Türkische Hoftänze

Fusion Tänze

Fusion-Tänze sind Tänze die in den letzten 20 bis 30 Jahren in die orientalische Tanzszene gekommen sind. Dabei handelt es sich um Tänze deren Tanztechnik mit der des orientalischen Tanzes vereint wurde. Auch wenn es die Tänze über Jahrhunderte hinweg gab und gibt so sind ihre Fusionen ohne historischen Hintergrund. Die beliebtesten Vereinigungen sind:

Neue Stile

Mit dem großen Interesse an orientalischen Tanz im Abendland bildeten sich in den letzten 20 Jahren ganz eigene abendländische Tanzformen heraus wie Tribal Style. Die jüngste Entwicklung dieses Genres ist der Tribal-Fusion.


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